Am 20. Juli 1933 kam es zum Abschluß des
Reichskonkordats zwischen dem Vatikan und der Hitler-Regierung, in dem festgeschrieben wurde, dass die katholische Kirche berechtigt sei, in Deutschland Steuern zu erheben. Dabei ist es, ungeachtet der fragwürdigen historischen Wurzeln, seitdem geblieben. Ein solches Gesetz wäre in den USA verfassungswidrig, denn die strikte Trennung von Staat und Religion gilt hier als ein wichtiges Fundament der Gesellschaft.
Vielleicht ist es gerade weil der Staat sich aus der Religion heraushält, dass Amerikaner weniger Bedenken als Deutsche haben, sich offen zu ihrer Gläubigkeit zu bekennen. Und so lässt es sich auch kaum ein amerikanischer Politiker nehmen, bei der Wählerschaft mit religiösen Referenzen zu punkten. Das schließt auch und besonders die ein, von denen man es vielleicht nicht erwartet hätte:
"By the grace of God and your help, last year I was elected President."
— Bill Clinton, Church of God in Christ, Memphis, Tennessee, November 1993
Aufgrund der Trennung von Staat und Religion, gibt es an öffentlichen Schulen in den USA keinen Religionsunterricht. Vielleicht wäre es besser ihn einzuführen, denn dann gäbe es wohl weniger Bestrebungen stattdessen den Biologieunterricht zu unterwandern. Dort soll Religiöses zur Zeit unter dem schmissigen Begriff
intelligentes Design in den Schulunterricht geschmuggelt werden, nachdem es vorher wenig erfolgreich unter der Flagge
Kreationismus firmierte. Dieser Kulturkampf beschäftigt zur Zeit
Gerichte in einigen Bundesstaaten. So prangt in Alabama zur Zeit auf Biologiebüchern ein Aufkleber mit der Aufschrift (Auszug)
Jedwede Aussage über den Ursprung des Lebens sollte als Theory angesehen werden, nicht als Tatsache.
Wissenschaft beschäftigt sich mit Theorien? Zu dieser bahnbrechenden Erkenntnis möchte man den Autor herzlich beglückwünschen, stünde nicht eigentlich etwas ganz anderes auf der Agenda dieser Leute, nämlich
intelligentes Design als wissenschaftliche Theorie zu verkaufen. Ganz so weit hat es dann mit dem Verständnis dessen, was Wissenschaft ausmacht, wohl doch nicht gereicht.
Was macht eine Theorie wissenschaftlich akzeptabel? Lange Zeit haben sich Philosophen über diese Frage den Kopf zerbrochen. Inzwischen besteht Einigkeit darüber, dass die
Falsifizierbarkeit einer Theorie eine notwendige Bedingung ist. Wenn zum Beispiel aus einer Theorie folgt, dass ein Gegenstand, den ich loslasse, auf die Erde fallen müsste, so ist klar, dass die Theorie falsch ist, wenn er stattdessen in die Luft schwebt. Mit anderen Worten, man kann feststellen, ob die Theorie falsch ist, das heißt, sie ist falsifizierbar.
Die Kernaussage des Kreationismus lautet, dass das Universum zu komplex sei, um ohne den lenkenden Eingriff eines Schöpfers entstanden zu sein. Das mag zwar sein, aber wie wäre eine solche Aussage zu falsifizieren? Welche Beobachtung könnte diese Behauptung widerlegen, wenn sie nicht wahr wäre? Rein garnichts. Damit ist Kreationismus als das entlarvt, was er ist: ein
pseudowissenschaftlich verbrämtes, religiöses Gedankengebäude, das im Biologieunterricht nichts verloren hat.
In God We Trust ("Wir vertrauen auf Gott", der Sinnspruch auf US Banknoten - wie war das mit der Trennung von Kirche und Staat?), kann man auch noch mit Überzeugung sagen, wenn man das verstanden hat, denn religiöser Glaube und solide Wissenschaft schliessen einander ja nicht aus.
Wer übrigens glaubt, das alles hätte in Deutschland keine Chance, der sollte sich lieber
nicht so sicher sein.