2005-02-12

Abstinenz

"Der Spiegel" ist auch nicht mehr das, was er mal war. So tut er sich immer häufiger durch eine Art von schluderigem Boulevard-Journalismus hervor, die man sonst eher von einschlägigen Publikationen der Brust- und Po-Fraktion erwartet. So las man dort heute die knackige Überschrift: "Keuschheitskurs weckt Lust auf Sex" und sah eine Untersuchung der Texas A&M University zitiert, nach der 23 Prozent der 13- bis 14-jährigen Mädchen vor dem Abstinenzprogramm der US-Regierung Sex hatten, anschließend jedoch 29 Prozent. Bei den Jungs sei der Trend "noch eindeutiger".

Aus verlässlicherer Quelle erfährt man jedoch, dass der vom Spiegel zitierte Buzz Pruitt (wer heißt denn so??) durchaus nicht den Schluss zog, den der Spiegel suggeriert:
Er fügt hinzu, die Tatsache dass die Jugendlichen nach dem Programm sexuell aktiver waren als vorher könne nicht dem Programm zugeschrieben werden. "Sie sind eben älter geworden".

Schlechter Journalismus hin oder her - was bleibt ist dies: das von der US-Regierung aufgelegte, dutzende von Millionen Dollar teure Programm "Just say No", das Schwangerschaften von Minderjährigen allein durch den Aufruf zur Abstinenz zu reduzieren sucht und Informationen zur Empfängnisverhütung komplett ausklammert, ist (Überraschung!) weitgehend wirkungslos. Wenn basierend auf Untersuchungen wie der an der Texas A&M University auch der Unterstützung von Promiskuität eher unverdächtige Organisationen den Aufruf zur Abschaffung des Programmes unterzeichnen, sollte das selbst diesem für seine Beratungsresistenz bekannten Präsidenten zu denken geben.

Allzu große Hoffnungen habe ich nicht.

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