2005-12-12

Glashaus

Während ich diese Zeilen schreibe, läuft für Stanley "Tookie" Williams die Zeit ab, denn in diesen Minuten wird im San Quentin-Gefängnis nördlich von San Franzisko die Todesstrafe an ihm vollstreckt. Seinem letzten Gnadengesuch wurde heute von Kaliforniens Gouverneur Arnold "Terminator" Schwarzenegger eine Absage erteilt. Besonders interessant finde ich folgende Passage aus der Begründung, in der Schwarzenegger sich auf Williams' Buchveröffentlichungen während seiner Haftzeit bezieht, mit denen dieser versuchte Jugendliche von Gewalt und Bandenmitgliedschaft abzuhalten:
Es ist schwer die Wirkung solcher Bemühungen zu beurteilen, aber die fortgesetzte Verbreitung von Bandengewalt lässt an der Wirksamkeit von Williams' Botschaft zweifeln.
Da Williams aber nunmal schon seit über 20 Jahren im Knast sitzt, lässt einen die fortgesetzte Verbreitung von Bandengewalt doch eher an ganz anderen Bemühungen zweifeln, nämlich an denen der Politiker, den unterprivilegierten Minderheiten in den Ghettos echte Perspektiven aufzuzeigen.
Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen.
Diesen Satz kann Herr Schwarzenegger in seiner Muttersprache lesen. Beherzigt hat er ihn nicht.

2005-12-04

Zwillinge

Market Street und Downtown

Market Street und Downtown
© Ludger Solbach 2005

Trotz aller Wolkenkratzer - den besten Ausblick auf San Franzisko hat man von Twin Peaks, einem Zwillingshügel mit einer 277 Meter hohen Haupterhebung und damit der dritthöchsten im Stadtgebiet (Mount Davidson und Mount Sutro sind nur unwesentlich höher). Vom zum Aussichtspunkt ausgebauten Christmas Tree Point aus hat man einen atemberaubenden Rundumblick auf den Pazifik, die Golden Gate Bridge, Alcatraz, Downtown und die Bucht von San Franzisko.

Golden Gate Bridge

Golden Gate Bridge
© Ludger Solbach 2005

Twin Peaks darf man als Besucher San Franziskos also auf keinen Fall verpassen. Unbedingt sollte man jedoch warme Kleidung mitbringen, denn selbst im Sommer weht dort oben meist ein strammer, kalter Wind. Unter dem Hügel hindurch führt übrigens der mit 3,6 Kilometern längste Tunnel der Stadt, der von der Muni - Nahverkehrsbahn durchfahren wird.

Sonnenuntergang ueber dem Pazifik

Sonnenuntergang über dem Pazifik
© Ludger Solbach 2005

2005-11-12

Kaskaden

Mount Lassen, vom Manzanita See aus gesehen

Mount Lassen und Lake Manzanita
© Ludger Solbach 2005

So geht das nicht weiter. Dieses Blog braucht dringend ein bisschen multimedialen Pepp. Da es hier in letzter Zeit zudem ein wenig politiklastig wurde, möchte ich mich heute mal wieder der Schönheit Kaliforniens widmen.

Von Death Valley, den gigantischen Redwoods-Bäumen, dem Yosemite Nationalpark und dem berühmten Highway 1 hat wohl jeder schonmal gehört. Andere lohnenswerte Ziele fristen eher ein Schattendasein in den Katalogen der Pauschaltourismus-Anbieter. Eines dieser Ziele ist der Mount Lassen Nationalpark im Nordosten Kaliforniens. Dieser 3188m hohe Berg ist der südlichste der Cascade Mountains, einer Kette von Vulkanen, die sich von hier in nördlicher Richtung bis in den Süden des kanadischen Bundesstaates British Columbia erstreckt. Besondere Berühmtheit erlangte 1980 mit einem massiven Vulkanausbruch der Mount St. Helens im Bundesstaat Washington.

Mount Shasta in der Abenddaemmerung

Mount Shasta in der Abenddämmerung
© Ludger Solbach 2000

Mount Lassen ist am einfachsten von Redding aus zu erreichen. Diese nördlichste Stadt Kaliforniens ist an sich nicht sehr interessant, eignet sich aber hervorragend als Ausgangspunkt zu Fahrten in die Umgebung, so zum Beispiel auch zum Mount Shasta, dem massivsten Vulkan der Cascade Mountains und mit seinen 4318m dem zweithöchsten.

Crater Lake

Crater Lake
© Ludger Solbach 2004

Schon in Oregon, von Redding aus aber noch in einer Tagestour zu erreichen, findet man den Crater Lake. Einst ein stolzer Vulkan ist nach einem Ausbruch vor etwa 6000 Jahren heute nur noch eine Caldera übrig, deren ästhetischer Reiz nicht zuletzt dank des tiefblauen Wassers überwältigend ist. Vom Rand des Kraters aus täuscht man sich leicht über dessen Dimensionen. Sein maximaler Durchmesser beträgt beeindruckende 9.7km.

2005-10-24

Kretinismus

Am 20. Juli 1933 kam es zum Abschluß des Reichskonkordats zwischen dem Vatikan und der Hitler-Regierung, in dem festgeschrieben wurde, dass die katholische Kirche berechtigt sei, in Deutschland Steuern zu erheben. Dabei ist es, ungeachtet der fragwürdigen historischen Wurzeln, seitdem geblieben. Ein solches Gesetz wäre in den USA verfassungswidrig, denn die strikte Trennung von Staat und Religion gilt hier als ein wichtiges Fundament der Gesellschaft.

Vielleicht ist es gerade weil der Staat sich aus der Religion heraushält, dass Amerikaner weniger Bedenken als Deutsche haben, sich offen zu ihrer Gläubigkeit zu bekennen. Und so lässt es sich auch kaum ein amerikanischer Politiker nehmen, bei der Wählerschaft mit religiösen Referenzen zu punkten. Das schließt auch und besonders die ein, von denen man es vielleicht nicht erwartet hätte:
"By the grace of God and your help, last year I was elected President."
— Bill Clinton, Church of God in Christ, Memphis, Tennessee, November 1993

Aufgrund der Trennung von Staat und Religion, gibt es an öffentlichen Schulen in den USA keinen Religionsunterricht. Vielleicht wäre es besser ihn einzuführen, denn dann gäbe es wohl weniger Bestrebungen stattdessen den Biologieunterricht zu unterwandern. Dort soll Religiöses zur Zeit unter dem schmissigen Begriff intelligentes Design in den Schulunterricht geschmuggelt werden, nachdem es vorher wenig erfolgreich unter der Flagge Kreationismus firmierte. Dieser Kulturkampf beschäftigt zur Zeit Gerichte in einigen Bundesstaaten. So prangt in Alabama zur Zeit auf Biologiebüchern ein Aufkleber mit der Aufschrift (Auszug)
Jedwede Aussage über den Ursprung des Lebens sollte als Theory angesehen werden, nicht als Tatsache.

Wissenschaft beschäftigt sich mit Theorien? Zu dieser bahnbrechenden Erkenntnis möchte man den Autor herzlich beglückwünschen, stünde nicht eigentlich etwas ganz anderes auf der Agenda dieser Leute, nämlich intelligentes Design als wissenschaftliche Theorie zu verkaufen. Ganz so weit hat es dann mit dem Verständnis dessen, was Wissenschaft ausmacht, wohl doch nicht gereicht.

Was macht eine Theorie wissenschaftlich akzeptabel? Lange Zeit haben sich Philosophen über diese Frage den Kopf zerbrochen. Inzwischen besteht Einigkeit darüber, dass die Falsifizierbarkeit einer Theorie eine notwendige Bedingung ist. Wenn zum Beispiel aus einer Theorie folgt, dass ein Gegenstand, den ich loslasse, auf die Erde fallen müsste, so ist klar, dass die Theorie falsch ist, wenn er stattdessen in die Luft schwebt. Mit anderen Worten, man kann feststellen, ob die Theorie falsch ist, das heißt, sie ist falsifizierbar.

Die Kernaussage des Kreationismus lautet, dass das Universum zu komplex sei, um ohne den lenkenden Eingriff eines Schöpfers entstanden zu sein. Das mag zwar sein, aber wie wäre eine solche Aussage zu falsifizieren? Welche Beobachtung könnte diese Behauptung widerlegen, wenn sie nicht wahr wäre? Rein garnichts. Damit ist Kreationismus als das entlarvt, was er ist: ein pseudowissenschaftlich verbrämtes, religiöses Gedankengebäude, das im Biologieunterricht nichts verloren hat. In God We Trust ("Wir vertrauen auf Gott", der Sinnspruch auf US Banknoten - wie war das mit der Trennung von Kirche und Staat?), kann man auch noch mit Überzeugung sagen, wenn man das verstanden hat, denn religiöser Glaube und solide Wissenschaft schliessen einander ja nicht aus.

Wer übrigens glaubt, das alles hätte in Deutschland keine Chance, der sollte sich lieber nicht so sicher sein.

2005-09-19

Der wahre Souverän

Das deutsche Wahlvolk hat sich als wahrer Souverän erwiesen und den Politikern mal so richtig gezeigt wo der Hammer hängt: der Angela, die sich schon so sicher war Kanzlerin zu werden, dass sie glaubte sich einen amoklaufenden Wirtschaftsprofessor im Schattenkabinett leisten zu können, dem Gerhard, der eigentlich eine stabilere Mehrheit bestellt hatte, stattdessen aber weder eine stabilere, noch überhaupt eine bekam, dem Edmund, der glaubte, auf mehr als 50% der Stimmen in Bayern abonniert zu sein, dem Joschka, dem der Koalitionspartner zur Regierungsbildung abhanden gekommen ist, und schliesslich dem Guido, der mit seinem ganzen schönen Zugewinn nun leider nichts anfangen kann. Der Schlamassel ist so verworren, dass selbst dem ausgebufften Politikprofi Schröder die Orientierung abhanden kam, als er sich in der Elefantenrunden trotz mehr als 4% Verlust und Platz 2 in der Parteienwertung unverdrossen zum Wahlsieger krönte. Wie er im Kanzleramt bleiben will, ohne sich mit den Schmuddelkindern von Linksaussen einzulassen und damit den endgültigen Niedergang der SPD zu besiegeln, bleibt allerdings sein Geheimnis. Andererseits - ein Kanzler Schröder von Oskars Gnaden? Das wäre doch mal eine schöne Ironie der Geschichte.

Ganz besonders peinlich ist, dass Schröder diese Neuwahlen ohne jede Not vom Zaun gebrochen hat. Wenn er sich vorher schon seiner Regierungsfähigkeit nicht sicher war, wie sollte er es dann gerade jetzt sein? Der Verdacht drängt sich auf, dass es Schröder in erster Linie darum geht, um jeden Preis Herr des Verfahrens zu sein, egal was das Verfahren nun gerade ist. Ob er das Land oder seine Partei damit in eine prekäre Lage bringt, ist dabei zweitrangig. Daher meine Befürchtung: Schröder lässt sich unter Duldung von Altkommunisten und anderen Ewiggestrigen zum Kanzler wählen und dann im Frühjahr mangels Regierungsfähigkeit zur Abwechslung mal wieder das Misstrauen aussprechen. Der wahre Souverän ist in den Augen Schröders halt immer noch Schröder selbst.

2005-09-07

Selbstjustiz

Megans Gesetz war schon einmal Gegenstand dieses Blogs. Anlässlich eines aktuellen Doppelmordes an ehemaligen Triebtätern in Bellingham, Bundesstaat Washington, komme ich nochmal darauf zurück.

Es war zu erwarten, dass jemand diesen modernen Pranger in Form einer für jedermann zugängigen Datenbank ausnützen würde, um seinem Charles-Bronson-Komplex zu frönen und mit der Kanone herumzuballern. Dabei ist diese Extremform der Selbstjustiz nur die Spitze des Eisberges.

Die Justiz ist in dieser Frage seltsam inkonsequent. Wenn der Verdacht besteht, dass ein ehemaliger Triebtäter wieder rückfällig wird, dann soll man ihn gefälligst lebenslang wegsperren. Was erreicht man damit, dass man diese Leute an den Pranger stellt? Was sollen die Familienväter und -mütter in der Nachbarschaft mit dieser Information anfangen? Für mich heißt das nichts anderes, als ihnen zu sagen:

"Wir sind fertig mit dem Typen, aber wir garantieren für nichts. Wenn was passiert, könnt ihr nicht sagen, ihr hätter nicht gewusst, was das für einer ist. Und nun seht zu, wie ihr damit klarkommt."

Dass dann ab und zu mal ein überreizter Nachbar zur Flinte greift, gehört dann wohl in die Rubrik Kollateralschaden.

2005-09-01

Der Vorreiter

Im Gegensatz zu Pat Robertson kann Jürgen Trittin noch nicht Gehirnverkalkung als mildernden Umstand für von ihm verbreitete Peinlichkeiten anführen. Dennoch entblödete er sich nicht, sich ausgerechnet anlässlich des zerstörerischen Hurrikans an der amerikanischen Golfküste aufs hohe Ross des Vorreiters beim Klimaschutz zu schwingen. Es kommt einem beinahe so vor, als habe Trittin nur auf eine günstige Gelegenheit gewartet, sein zynisches Hobby-Meteorologentum unters Volk zu bringen. Dabei gibt es Hurrikane der Kategorie 4 ja wohl nicht erst seit der Klimawandel eingesetzt hat. Man kann die Klima-(un)politik der amerikanischen Regierung durchaus fragwürdig finden, aber statt unverhohlener Schadenfreude wäre doch wohl zunächst einmal der Ausdruck von Mitgefühl und ein Hilfsangebot angebracht gewesen. In ein, zwei Monaten, wenn der ganze Schlamassel halbwegs ins Reine gekommen sein wird, hätte der gute Jürgen sich dann immernoch in seiner Lieblingsrolle als Oberlehrer und Klassenprimus in Personalunion aufführen können. Vielleicht hat er sich aber auch nur deshalb so vorgedrängelt, weil er weiß, dass sich nach der Bundestagswahl kaum noch jemand dafür interessieren wird, was der einfache Abgeordnete Trittin zu sagen hat.

Und das ist gut so.

2005-08-24

Einfaltspinsel = Ausfallspinsel

War es zunehmender Gehirnverkalkung zuzuschreiben, oder welcher Teufel ritt den evangelikalen Fernsehprediger Pat Robertson, als er im Fernsehen zur Ermordung des venezolanischen Präsidenten Chavez aufrief? Von naheliegenden ethischen Bedenken mal ganz abgesehen hätte er sich zumindest fragen sollen, was er damit seinen in Südamerika missionierenden Landes- und Glaubensgenossen antut, denn Sympathiepunkte für die evangelikalen 'Gringos' hat er damit in dieser Region sicher nicht gesammelt.

Eines muss man dem Mann dabei lassen: er bleibt sich treu, was den Grad des Unsinns angeht, denn er verzapft.

2005-07-31

Fische gehen nicht

Schaut man sich auf einem typischen Firmenparkplatz in Silicon Valley um, drängt sich die Frage auf, womit die amerikanische Autoindustrie eigentlich Geld verdient. Zwischen dem Gewimmel von Fahrzeugen japanischer und deutscher Herkunft sind die paar Fords, Dodges, Mercurys und Saturns kaum auszumachen. Das ist im Mittelwesten, seit der letzten Wahl weitläufig als 'Jesusland' bekannt, natürlich ganz anders. Und so verwundert es nicht, dass ausgerechnet auf dem Nummernschildes eines der wenigen SUVs amerikanischer Bauart auf unserem Firmenparkplatz zu lesen ist:

Fish don't walk and Jesus still lives.

"Fische gehen nicht", wer hätte das gedacht? Warum findet man solche Blüten philosophischer Weisheit nie auf einem BMW?

2005-05-22

Sin City

An einem Freitag den 13. ein Flugzeug zu besteigen ist ja schon nicht jedermanns Sache. Wenn man dann auch noch am Ankunfts-Flughafen vom Einweiser an den Taxistand mit der Nummer 13 verwiesen wird und das Hotelzimmer die Nummer 911 hat, kann man auch als aufgeklärter Mensch der Neuzeit ins Grübeln kommen. Das war letztlich aber nicht nötig, denn unser Kurzurlaub in Las Vegas verlief ohne Überraschungen der unangenehmen Art über die Bühne.

Las Vegas ist zusammen mit Lake Tahoe und dem Yosemite Nationalpark der beliebteste Ausflugsort für die Bewohner der San Francisco Bay Area. Am letzten Sonntag feierte die Stadt ihren hundertjährigen Geburtstag. Ob es daran lag, dass es zehn Tage vor Abflug auf dem Las Vegas Boulevard, dem sogenannten Strip, kein Hotel mehr für unter 180 Dollar zu reservieren gab? Außer einem Boxkampf und dieser lächerlichen Geschichte mit der größten Geburtstagstorte der Welt war eigentlich für Las Vegas Verhältnisse nichts besonderes los.

Die Zeiten, in denen Las Vegas Besucher mit Billigangeboten für Hotels, Flüge und Buffets locken mußte, sind ohnehin schon länger vorbei. Die Stadt boomt. In diesem Blog hier erfährt man, dass Hauspreise im letzten Jahr um knappe 30% gestiegen sind, und das, obwohl das Angebot im selben Zeitraum um 71,4 Prozent für Einzelhäuser und um 53.2% für Wohnungen in Mehrfamilienhäusern angestiegen ist.

Auch bei den Spielcasinos scheint das Wachstum grenzenlos. Der letzte Neubau ist das nach seinem Finanzier benannte, 2.7 Milliarden Dollar teure Wynn. Als Resultat findet man ein weiteres schönes Beispiel dafür, dass man mit Geld keinen guten Geschmack kaufen kann. Dass der Schuppen so teuer war, glaubt man bei den Preisen dennoch sofort. Bei 5,50$ für einen labberigen doppelten Cappuccino kommt einem selbst Starbucks als Schnäppchenladen vor. Immerhin darf man Wynn dazu beglückwünschen, dass er sich als Enfant Terrible in dem immer kleiner werden Club der Casino-Betreiber am Strip behauptet. Aus dieser Liste entnehmen wir, dass außer dem Venitian und dem Wynn alle größeren Hotels auf dem Strip nur noch zwei Gesellschaften gehören. Das erklärt dann ja wohl auch die Preise.

Weitere ungebrochene Trends: immernoch sind es hauptsächlich abgehalfterte Stars die in Las Vegas ihr Gnadenbrot erhalten (zur Zeit zum Beispiel Moody Blues, Sheena Easton, Gladys Knight, Celine Dion), und Hochzeiten dauern maximal so lange wie bei manchen ein durchschnittlicher Toilettenbesuch. Die im Flamingo, bei der wir als Gäste zugegen waren, war nach 15 Minuten vorüber. Dafür floss der Wodka Tonic beim folgenden Empfang im Hotel dann umso reichlicher. Bei rund 30 Grad im Schatten konnte man ja auch schon durstig werden.

Der Rückflug am späten Sonntagabend lief ebenfalls glatt. Obwohl wir schon damit gerechnet hatten, die vorletzte Folge der vorzüglichen Serie Desperate Housewives (zu Deutsch Verzweifelte Hausfrauen) zu verpassen, war uns das Glück in Form eines auf den richtigen Kanal eingestellten Fernsehers im Abflugbereich des Flughafens hold.

2005-05-03

Das Leben ist hart

Albert Hammond war ja schon einmal Gegenstand dieses Blogs. Wie wir nun im Spiegel-Online erfahren, führt der Arme in Kalifornien ein gar hartes Leben:

Ich habe mich einfach gelangweilt am Strand. Viele Jahre lang habe ich mit meiner Frau in der Sonne gelegen und so gut wie nichts getan. Ab und zu störten Tina Turner oder Julio Iglesias unsere Idylle.


Zumindest letzteres Problem kann ich absolut nachvollziehen. Was musikalisches Langweilertum angeht, steht der gute Albert den beiden jedoch in nichts nach.

2005-04-09

Deutsche Küche

Wer um die San Francisco Bay herum nach deutscher Küche sucht, wird nicht leicht fündig, aber ein paar einschlägige Restaurants gibt es doch. In Palo Alto findet man das Elbe in bester Lage auf der University Avenue. In San Jose gibt es Teske's Germania, in Downtown Sunnyvale Hardy's Bavaria und in San Francisco die Suppenküche. Allen gemeinsam ist, dass das Essen dort im Vergleich etwa zu den unzähligen Thai Restaurants eher teuer ist, was daran liegen mag, dass es auf dem Gebiet deutsche Küche wenig Konkurrenz gibt. Nicht überraschend ist auch, dass sich dieses Quartett einer stolzen Auswahl deutscher Biere rühmen kann und sich der Besuch schon allein deswegen lohnt.

Gestern bei Hardy's habe ich zur Abwechslung mal Schneider Weisse probiert. Bäh! Beim zweiten Glas ging's reumütig zurück zu meinem geliebten Erdinger.

2005-04-04

Autos parkt man ...

... am besten nicht über Nacht nahe der BART Station in Union City. Mein guter Freund Th. konnte das ja nicht wissen, als er hier aus Deutschland zu Besuch war und sich für ein paar Tage L.'s Auto geliehen hat. Prompt war eine Scheibe hin und das Radio weg. Die Bay Area ist eigentlich relativ sicher im Vergleich zu anderen Ballungsräumen in den USA, aber auch hier gibt es eben schummerige Ecken, die meisten davon allerdings in San Francisco und Oakland und nicht in Silicon Valley.

2005-03-28

Kulturschock USA

Craig Morris, ein Amerikaner, der seit Jahren in Deutschland lebt, hat diese Tage seine letzte Folge der Serie "Kulturschock USA" im Online Magazin Telepolis veröffentlicht. Unter anderem erfahren wir über die Ursprünge des Hamburgers, die Wurzeln des Mardi Gras, die Tatsache dass die Basketballmannschaft der Utah Jazz nicht immer in Utah zu Hause war, und wir lernen von wahrscheinlichen und unwahrscheinlichen Philosophen wie Mahatma Gandhi, Lyle Lovett und General Lee. Alles in allem eine sehr empfehlenswerte Lektüre nicht nur für diejenigen, die Fremde in einem fremden Land sind. Hier geht's zu den Artikeln:

Folge 1
Folge 2
Folge 3
Folge 4
Folge 5
Folge 6

2005-03-26

Celebrity Spotting

Heute war ich mit S. und Th. bei Piazza D'Angelo in Mill Valley zum Mittagessen. Beim Hinausgehen fiel mir an einem Fenstertisch ein Typ auf, der wie Sean Penn aussah. Er sah sogar so sehr nach Sean Penn aus, dass überhaupt kein Zweifel daran bestand, dass es Sean Penn war. Er saß alleine am Tisch, sah unrasiert, zerzaust und ein bisschen verknittert aus, so als wär er gerade aufgestanden, machte sich aber überhaupt keine Mühe unerkannt zu bleiben, etwa durch ins Gesicht gezogene Mütze oder schwarze Sonnenbrille.

2005-03-23

Einkaufsbummel

Einkaufsbummel sind an sich was schönes. Weniger schön ist es, wenn jemand fremdes mit der eigenen Kreditkarte bummeln geht, vor allem wenn er dabei satte 2500$ in nur zwei Tagen ausgibt. Bemerkenswert ist daran, dass ich meine Kreditkarte garnicht verloren habe. Da die Belastungen nicht aus Online-Geschäften, sondern aus Läden wie Foot Locker, Starbucks und Target stammen, muss jemand also eine Kopie der Karte erstellt haben.

Verwunderlich finde ich, dass die gleiche Kreditkartenfirma, die noch vor ein paar Wochen wegen mickeriger 1,86$ meine Karte sperrte, eine solch drastische Änderung der Kartennutzung nicht bemerkt hat. 2500$ gebe ich sonst in einem ganzen Monat nicht aus, geschweige denn in zwei Tagen. Ausserdem war ich noch nie in meinem Leben in Montclair, Kalifornien. Nunja, den Schaden werde zwar nicht ich haben, sondern die Kreditkartenfirma, aber es ist doch nervig, dass ich schon wieder für ein paar Tage ohne Kreditkarte auskommen muss.

2005-03-13

Nucular

Ich bin sehr dafür, dass der Iran im Streit mit dem Westen endlich einlenkt, damit ich endlich nicht mehr täglich hören muss, wie der amerikanische Präsident das Wort "nuclear" zu "nucular" verballhornt. Wann sagt dem Mann endlich mal jemand, wie man das Wort buchstabiert?

2005-03-12

Eigener Herd ...

... ist Goldes wert, so der deutsche Volksmund. Um die Bucht von San Francisco herum gilt das besonders, und das nicht nur im übertragenen Sinn. Nach Informationen der kalifornischen Maklervereinigung kostet hier die Hälfte aller verkauften Eigenheime inzwischen mehr als 660000 Dollar, was in erster Linie den hohen Grundstückspreisen zuzuschreiben ist. Die Häuser selbst sind nach deutschen Maßstäben nämlich oft veritable Pappschachteln.

2005-03-10

Wo ist Silicon Valley?

Hier isses - das Santa Clara Valley um die Südspitze der Bucht von San Francisco herum, die Halbinsel hinauf bis Menlo Park, im Süden bis nach Los Gatos, die Ostseite hinauf bis Fremont. Das geographische Zentrum ist ungefähr in Sunnyvale anzusiedeln.

Die größte Stadt im Valley ist mit einigem Abstand San Jose mit einer knappen Million Einwohner. San Jose ist nach Los Angeles und San Diego und noch vor San Francisco die drittgrößte Stadt Kaliforniens. Gemäß FBI Verbrechensstatistik ist die Stadt die sicherste Großstadt der USA. Das glaubt man gerne, da sie dermaßen provinziell verschnarcht ist, dass es selbst Verbrechern auf Dauer langweilig wird.

Historisch gesehen liegt das Zentrum von Silicon Valley in Palo Alto, wo 1939 Hewlett-Packard in einer nicht nur sprichwörtlichen, sondern tatsächlichen Garage gegründet wurde. Zu dieser Zeit waren Wirtschaft und Landschaft der Gegend vom Obstanbau dominiert, wovon heute, abgesehen von winzigen Restbeständen in Privat-Gärten, nichts mehr übrig ist. Als Keimzelle Silicon Valleys gilt die Stanford Universität. Beide Firmengründer von Hewlett-Packard waren dort als Studenten eingeschrieben, ein Muster, das sich später vielfach wiederholen sollte, so in jüngster Zeit im Fall von Google und Yahoo.

Einen exzellenten, ausfürlichen Artikel über Silicon Valley findet man bei Wikipedia.

2005-03-02

Heulsuse

Jack Ewing von BusinessWeek Online ist wahnsinnig. Das behauptet er jedenfalls von sich selber. Wie das kam? Deutschland hat ihn mit seiner "pathologischen Risiko-Vermeidung und hirnlosen Bürokratie" in den Wahnsinn getrieben, weil man es dort wagte, ihn der Tortur einer Führerscheinprüfung auszusetzen, obwohl er doch seit 30 Jahren einen amerikanischen Führerschein besitzt.

Das Land mit dem Übermaß an Bürokratie ist in diesem Fall jedoch die USA, da Führerscheine Sache der Bundesstaaten sind, wie übrigens auch die Verkehrsregeln. Knapp die Hälfte der US-Staaten erkennt den deutschen Führerschein an, und so bekommen US Bürger aus beispielsweise Illinois diesen im Gegenzug auch in Deutschland anerkannt. Pech für den armen Jack, dass er aus dem Staat New York kommt, der wie Kalifornien deutsche Führerscheine nicht anerkennt.

Wie Jack musste ich also einen lokalen Führerschein erwerben, obwohl ich schon lange einen deutschen besaß, aber fange ich deswegen an in aller Öffentlichkeit herumzujammern und auf mein Gastland zu schimpfen?

2005-03-01

Little Brother is watching

Wer glaubte, es bräuchte einen allmächtigen Staat, um mündige Bürger unter ständige Beobachtung zu stellen, sieht sich heutzutage eines besseren belehrt. Die mündigen Bürger überwachen sich schon selbst, so zum Beispiel hier, hier, hier, hier, hier, hier, hier oder hier, Kamera-Fernsteuerung inbegriffen. Da der unbefugte, massenweise Zugriff auf die Kamerasteuerung zur mechanischen Abnutzung beiträgt, ist anzunehmen, dass die meisten dieser Kameras sperrangelweit offen stehen, ohne dass die Eigentümer davon wissen.

Falls einige dieser Links nicht mehr funktionieren, kein Problem - Google liefert ständig massenweise frische. Oder einfach in einem gut sortierten Katalog nachschauen.

2005-02-26

Schleichwerbung

Gestern abend habe ich mit S. nach langer Zeit wieder Frühstück bei Tiffany von 1961 gesehen. Für die damalige Zeit war es ein gewagter Film, auch wenn der Bezug zur Prostitution zeitgemäß verschleiert wurde. Angeblich war Marilyn Monroe ursprünglich für die Rolle Audrey Hepburns vorgesehen, aber die lehnte auf Anraten eines Beraters ab, der meinte, eine Prostituierte zu spielen sei nicht gut für ihr Image. Tja, Pech gehabt.

Als Geburtsstunde von Schleichwerbung (neudeutsch Product Placement) im Film gilt heute Steven Spielbergs E.T. von 1982, in dem Süssigkeiten der Firma Hershey's dazu benutzt werden, den Außerirdischen in ein Haus zu locken. Dass das der Anfang dieser Form von Werbung war, ist jedoch ein Mythos. Es kann durchaus sein, daß die Produktionsfirma von Frühstück bei Tiffany keinen geldwerten Vorteil hatte durch die Platzierung der Marken Tiffany und Crackerjack, womit ein wichtiges Kriterium für Schleichwerbung nicht erfüllt wäre. Belegt ist jedoch, dass schon in den frühen 40ern des vergangenen Jahrhunderts die Firma De Beers Drehbuchschreiber in Hollywood mit finanziellen Argumenten dazu bewegte, Szenen mit Diamanten prominent in Filmen zu platzieren.

Ich habe leider keinerlei geldwerten Vorteil von jedweder Marken-Nennung in diesem Blog. Schade eigentlich.

2005-02-22

Risiko

Ohne Moos nix los. Das gilt in Silicon Valley genauso wie anderswo. Hier gibt's eine ganze Menge davon, was sich besonders bei der Finanzierung von Unternehmensgründungen zeigt, wie diese Aufstellung eindrucksvoll belegt. Während in Deutschland Neugründungen meist über Banken oder staatlich bezuschusste Modelle finanziert werden, läuft hier das meiste über private Risiko-Kapitalanleger. Der Selektionsdruck, den diese auf die jungen Unternehmen ausüben, ist allerdings gnadenlos, und was als Geschäftsmodell nicht funktioniert wird rasch und im wahrsten Sinne des Wortes ohne Rücksicht auf Verluste aussortiert. Während in Deutschland jedoch das Scheitern bei der Unternehmungsgründung oft mit dem Stigma des Versagens belegt ist, herrscht hier eher die Einstellung "wer niemals gescheitert ist, hat es wahrscheinlich nur noch nie probiert." Die Geldgeber verlassen sich darauf, dass ein einziger Volltreffer wie in jüngster Vergangenheit mit Google, Yahoo oder Ebay die vielen kleine Totalverluste mehr als nur aufwiegt.

2005-02-20

Bill Gates, Ex-Kommunist

"Wenn Leute gewusst hätten an Patente zu kommen, als die meisten der heutigen Ideen erfunden wurden, wäre die Industrie inzwischen zum völligen Stillstand gekommen."
Bill Gates, 1991, zitiert in Fred Warshofskys The Patent Wars, Seite 170-171 (Wiley 1994)

Es gibt [heute] mehr Weltwirtschaften, die an geistiges Eigentum glauben. Es gibt weniger Kommunisten in der Welt als früher. Es gibt ein neue moderne Art von Kommunisten, die Anreize für Musiker, Filme-Macher und Software-Hersteller abschaffen wollen.
Bill Gates, 2005 auf die Frage woran es liegt, dass Reformen des Patentrechtes und des Rechtes auf geistiges Eigentums zunehmend Befürworter finden.

2005-02-19

Es regnet nie in Süd-Kalifornien

Eintagsfliegen gibt es viele in der Pop-Geschichte. Eine davon ist Albert Hammond, der die Welt 1972 mit dem Riesen-Hit It never rains in Southern California beglückte. Das Thema soll hier aber nicht eingängiges Pop-Gedudel sein, sondern der Titel dieses Liedes. Leute die ihn leuchtenden Auges zitieren, wenn man erzählt man lebe in der San Francisco Bay Area, zeigen sich einerseits als Kenner seichter Unterhaltung, geben andererseits jedoch gravierende Wissenslücken in Geographie und Meteorologie zu erkennen: San Francisco liegt nicht in Süd-, sondern in Nord-Kalifornien, und es regnet dort sehr wohl, zur Zeit sogar eine ganze Menge. Des weiteren liesse sich Gutgläubigkeit diagnostizieren, denn dass es dort nie regnet, stimmt nicht einmal für Südkalifornien - nicht im allgemeinen, und in den letzten Wochen erstrecht nicht.

Albert Hammond sei jedoch verziehen. Er ist Engländer.

2005-02-16

Nachträge

Heute gibt's Nachträge zu den Blogs "Herz-Hügel" und "Kann man, muss man aber nicht" , und zwar in der Form von Bildern, nämlich hier und hier.

2005-02-15

Valentinstag

Am gestrigen Valentinstag waren S. und ich zum Abendessen im "La Pastaia" in San Jose. Wie in fast allen besseren Restaurants der Gegend war für diesen Abend eine Tischreservierung dringend angeraten, und ich hatte aus dem Fehler des letzten Jahres gelernt, als wir am Valentinstag nirgendwo in Pismo Beach mehr einen Tisch bekamen und letztendlich am späteren Abend als einzige Gäste bei Carl's Junior landeten. Nicht so diesmal. Die Reservierung hatte ich, wie es sich für Silicon Valley gehört, online bei OpenTable.com gemacht. Dass ich ziemlich auf dem letzten Tropfen Benzin am Restaurant ankam, sei nur am Rande erwähnt. No Risk, no fun, wie man hier so schön sagt.

An Zweiertischchen saßen sie wie die Hühner auf der Stange, die jungen und nicht mehr ganz so jungen Mädels mit dem Rücken zur Wand, die Jungs ihnen gegenüber mit dem Rücken zum Gang. Knigge hätte seine helle Freude gehabt und so reihten wir uns brav ein. Es gab nicht viel zu wählen. Das "La Pastaia" hatte die sonst übliche Speisekarte anlässlich dieses Abends zu einem einzigen Menü Prix Fixe eingedampft. Die Bedienung schlug vor, gleich zu Beginn unsere Bestellung für alle Gänge aufzunehmen, damit sie uns fürderhin nicht mehr stören müsse. So zumindest ihre Begründung. In Wirklichkeit hatte sie dadurch den Großteil ihrer Arbeit mit unserem Tisch in einem Abwasch erledigt. Ein "Happy Valentines Day" brachte sie auch nicht über die Lippen. Merke: entgegen weit verbreiteter Gerüchte ist der Service in den USA nicht überall besser als in Deutschland.

Davon haben wir uns den Abend aber nicht verderben lassen. Die Austern waren gut, der Schwertfisch ziemlich essbar, der Schokoladenkuchen eine gar köstliche Kalorienbombe und auf dem Rückweg fand S. sofort eine Tankstelle - kurzum, ein gelungener Abend, auch ohne Carl's Junior.

PS: S. sagt ihre Riesengarnelen waren "köstlich" und das Pistazieneis eine "erfrischende Gaumenfreude".

2005-02-12

Abstinenz

"Der Spiegel" ist auch nicht mehr das, was er mal war. So tut er sich immer häufiger durch eine Art von schluderigem Boulevard-Journalismus hervor, die man sonst eher von einschlägigen Publikationen der Brust- und Po-Fraktion erwartet. So las man dort heute die knackige Überschrift: "Keuschheitskurs weckt Lust auf Sex" und sah eine Untersuchung der Texas A&M University zitiert, nach der 23 Prozent der 13- bis 14-jährigen Mädchen vor dem Abstinenzprogramm der US-Regierung Sex hatten, anschließend jedoch 29 Prozent. Bei den Jungs sei der Trend "noch eindeutiger".

Aus verlässlicherer Quelle erfährt man jedoch, dass der vom Spiegel zitierte Buzz Pruitt (wer heißt denn so??) durchaus nicht den Schluss zog, den der Spiegel suggeriert:
Er fügt hinzu, die Tatsache dass die Jugendlichen nach dem Programm sexuell aktiver waren als vorher könne nicht dem Programm zugeschrieben werden. "Sie sind eben älter geworden".

Schlechter Journalismus hin oder her - was bleibt ist dies: das von der US-Regierung aufgelegte, dutzende von Millionen Dollar teure Programm "Just say No", das Schwangerschaften von Minderjährigen allein durch den Aufruf zur Abstinenz zu reduzieren sucht und Informationen zur Empfängnisverhütung komplett ausklammert, ist (Überraschung!) weitgehend wirkungslos. Wenn basierend auf Untersuchungen wie der an der Texas A&M University auch der Unterstützung von Promiskuität eher unverdächtige Organisationen den Aufruf zur Abschaffung des Programmes unterzeichnen, sollte das selbst diesem für seine Beratungsresistenz bekannten Präsidenten zu denken geben.

Allzu große Hoffnungen habe ich nicht.

2005-02-09

Tolle Frisur

Gewisse Dinge schreibt man wohl besser nicht in ein Blog. Firmengeheimisse zum Beispiel, oder das, was Firmen dafür halten. Ellen Simonetti, alias Queen of the Sky, ist angeblich wegen dieser Bilder von Delta Airlines rausgeschmissen worden. Das jüngste Opfer scheint Mark Jen, nunmehr ehemaliger Mitarbeiter von Google, zu sein, weil er angeblich finanzielle Daten seiner Firma per Blog zum Besten gab.

Für beide kann man Sympathie oder zumindest Mitleid haben. Jessica Cutler, alias Washingtonienne, dagegen bedauere ich nicht dafür, dass sie wegen ihrer Washingtoner Polit-Sex-Geschichten achtkantig hinausflog. Für mich kommt sie hier und hier als das rüber, was man auf gut Deutsch eine Schlampe nennt. Die Begründung für den Rausschmiss ist allerdings dennoch interessant: sie flog, weil sie "Arbeitsmittel und -zeit nutzte um unangemessenes und anstößiges Material in einem Internet Web Log zu veröffentlichen". Da drängt sich die Frage auf, ob sie auch geflogen wäre, wenn sie diese Steuergelder für weniger schlüpfriges Material verschwendet hätte.

Sei's drum - dass es ein unzüchtiges Blog war, über das Carly Fiorina heute bei Hewlett-Packard stolperte, lässt sich wohl ausschliessen. Eines ist aber sicher - es wird lange dauern bis HP wieder einen Chef bekommt, dessen Frisur jederzeit so tadellos sitzt. Wahrscheinlicher ist wohl, dass vorher HP als zusammenhängendes Unternehmen aufhört zu existieren.

2005-02-06

Herz-Hügel

Heute morgen um 9 ging's los in Richtung Mill Valley. Eduardo hatte für die Bay Area Friends of Europe Liste eine Wanderung entlang des Dipsea-Wanderwegs organisiert. In Mill Valley fuhren wir mit der Hälfte der Autos nach Stinson Beach, um von dort aus die 7,1 Meilen (11.4 km) zurück nach Mill Valley zu wandern. Das Höhenprofil der Wanderung hat es in sich und der Cardiac Hill, zu Deutsch "Herz-Hügel", seinen Namen nicht zu unrecht. Meines hatte jedenfalls kräftig zu pumpen um da hinaufzukommen. Es lohnte sich aber allemal, denn die Aussichten entlang des Weges sind umwerfend und das Wetter war ideal. Auf dem Rückweg mit dem Auto nach Stinson Beach machte ich noch einen Umweg über den Mt. Tamalpais Park, von wo aus der Blick auch nicht gerade übel ist.

Zum Abendessen hatte Lily zehn ihrer Freunde, darunter S. und mich, zum traditionellen chinesischen Neujahrs-Essen ins Mayflower nach San Francisco eingeladen. 10 Gänge-Menü mit Kohlenhydraten bis zum Abwinken! Nach dem anstrengenden Tag war das aber auch genau das Richtige.

2005-02-05

Sternchen

Diese Party fing mit 22 Uhr zu einer Zeit an, zu der die meisten hier in der Gegend schon wieder vorbei sind. Der Grund war, dass sie in einem Restaurant in Los Altos stattfand (Estrellita, Spanisch für "Sternchen"), das bis zu dieser Zeit noch regulären Betrieb hat. So um halb vier morgens waren S. und ich wieder zurück. Die Musik war famos und die Menge tanzwütig. Happy Birthday Kostas, Tonya, Marusa, Cecile, Phil und Suzan!

2005-02-03

Weizen

Gorden Biersch ist eine populäre Kneipe mit eigener Micro-Brewery (Kleinbrauerei) in der Innenstadt von Palo Alto, die sich auf deutsche Biere spezialisiert. Jeden Donnerstag treffe ich mich dort mit Freunden, die meisten davon aus Europa. Ich mag das Bier dort eigentlich nicht besonders. Das Pilsener ist besonders enttäuschend. Seit kurzem gibt es aber wieder Hefeweizen und das ist durchaus trinkbar, wenn auch natürlich nicht so gut wie Franziskaner, das es in der Nähe bei Rudy's vom Fass gibt.

S. möchte dass ich jetzt aufhöre und den Laptop weglege, daher fasse ich mich kurz.

2005-02-02

Seitwärts

Ich sehe gerade im Spiegel Online, dass "Sideways" nun auch in Deutschland in den Kinos anläuft. Der Film hat mir sehr gut gefallen. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass S. und ich im letzten Jahr gleich zweimal im Weinanbaugebiet Südkaliforniens zum Kurzurlaub waren und mir daher einiges im Film bekannt vorkam, so unter anderem die Ortschaften Buellton (gute Erbsensuppe) und Solvang (Klein-Dänemark). Ganz in der Nähe in Santa Maria läuft übrigens gerade der Prozess gegen Michael Jackson an, aber das ist eine andere Geschichte.

"Sideways" ist für 5 Oscars nominiert, darunter unter anderem für "bester Film" und "beste Regie".

2005-02-01

Ein Dollar, Sechsundachtzig

Letzte Woche hatte ich berichtet, dass meine Bank den Verdacht auf einen Betrugsversuch mit meiner Kreditkartennummer hatte. Obwohl ich bestätigt hatte, dass die FasTrak-Belastung rechtens war, funktioniert nun plötzlich meine Kreditkarte nicht mehr. Die Bank ist davon überzeugt, dass ein Betrugsversuch vorlag, wenn auch mit einem anderen Posten. Unentdeckt hätte sich der Schaden auf sage und schreibe 1,86$ belaufen. Die Bank sagt, dass die Betrüger oft mit kleinen, unauffälligen Beträgen antesten, ob die Nummer was hergibt. Das will mir nicht so ganz einleuchten, aber sei's drum - die alte Karte war eh schon reichlich abgewetzt.

2005-01-31

Der erste Verfassungszusatz

Inhalt des ersten Zusatzes zur Verfassung der Vereinigten Staaten von Amerika (Zitat ist dieser Seite entnommen):
Der 1. Verfassungszusatz [...] legt fest, dass der Kongress kein Gesetz verabschieden darf, das eine Religion zur Staatsreligion erklärt oder die freie Religionsausübung beschränkt. Dasselbe gilt für ein Gesetz, das die Rede- oder Pressefreiheit begrenzen würde. Er enthält weiters das Recht, friedliche Versammlungen abzuhalten und gegen die Regierung Beschwerde einzulegen und sie zur Wiedergutmachung für erlittenen Schaden aufzufordern.

Die amerikanische Jugend scheint das heutzutage wenig zu kümmern, wie aus einem Artikel hervorgeht, der heute auf CNN erschien. Demnach meint mehr als ein Drittel aller befragten Schüler, diese Garantien bürgerlicher Freiheiten seien zu weitreichend. Nur die Hälfte ist der Meinung, dass Zeitungen frei und ohne Zustimmung der Regierung veröffentlicht werden sollten.

Viele dieser Schüler werden in knapp vier Jahren zum ersten Mal wählen. Das lässt nichts gutes ahnen.

2005-01-30

Klischees

Ein Klick auf die Überschrift dieses Blog-Eintrags führt zu einem Artikel über Silicon Valley in Telepolis. Dieser Artikel ist zwar durchaus lesenswert, stellt aber doch nur einen Ausschnitt aus der Lebensrealität im Valley dar. Die Gegend wird leider auf das Technik-Freak-Klischee reduziert und alles übrige, insbesondere das, was letztlich die Lebensqualität ausmacht, weitgehend ausgeblendet.

Zugegeben, viele dieser Faktoren haben weniger mit dem Valley an sich, als vielmehr mit der unmittelbaren Umgebung zu tun: San Francisco, eine der schönsten Städte der Welt, die fantastische Schönheit der Landschaft zwischen dem Tal und dem nahen Pazifik, die Enklaven des Nonkonformismus in Santa Cruz und Berkeley und viele Dinge mehr ermöglichen hohe Lebensqualität jenseits von Technik-Besessenheit. Was ich dem Valley selber zugute halte ist neben dem unglaublich guten Wetter die kulturelle Vielfalt der Gesellschaft. Ironischerweise habe ich hier wesentlich mehr Kontakt zu Europäern aller Länder als ich je in Deutschland hatte, aber darauf beschränkt es sich natürlich nicht. Man hat hier wie kaum sonstwo auf der Welt Gelegenheit, Menschen aus aller Welt auf relativ kleinem Fleck kennenzulernen.

Es kommt wie immer darauf an, was man persönlich aus den Umständen macht und wie man die Schwerpunkte setzt. Ich lebe nun seit fünf Jahren hier und es wird mir sicher schwer fallen, hier irgendwann mal wieder die Koffer zu packen. Inzwischen werde ich in diesem Blog versuchen, einen realistischen Eindruck über die Lebensumstände im Silicon Valley jenseits von Klischees und Vorurteilen zu vermitteln.

2005-01-29

Ca(p)pu(c)cino

Es lebe die Kreativität beim Buchstabieren! Das Wort Cappuccino zum Beispiel lädt dazu geradezu ein. Und so nehmen viele der hiesigen Restaurants und Cafes diese Einladung gerne an und buchstabieren es je nach Gusto als Capuccino oder Cappucino. Allzu oft ist diese Unkenntnis leider auch Indikator für die Qualität des Servierten. Den besten Cappuccino in der Bay Area gibt es ohne Zweifel in Little Italy, im North Beach Bezirk San Franciscos. Ein sicherer Tip ist das Cafe Greco, 423 Columbus Ave zwischen Stockton und Green, aber Vorsicht, das wissen auch andere, und so ist der Laden häufig ziemlich voll.

2005-01-28

Schnellspur

Die San Francisco Bay wird durch mehrere Brücken von West nach Ost überspannt. Die bekannteste davon ist die Bay Bridge zwischen San Francisco und Oakland. In Ostrichtung ist die Überfahrt jeweils kostenlos, in der Gegenrichtung muss man an einer Mautstation anhalten und bezahlt dort drei Dollar. Wer jedoch einen sogenannten FasTrak-Transponder im Wagen hat, kann einfach durchfahren und wird dabei automatisch registriert. Da ich auf dem Weg zur Arbeit jeden Tag die Dumbarton-Brücke überquere, die Newark mit Menlo Park verbindet, habe ich mir ein solches Kästchen zugelegt.

Heute morgen hatte ich gleich drei Anrufe auf dem Anrufbeantworter. Die Bank hatte eine verdächtige Kreditkarten-Belastung festgestellt und versuchte hektisch mich zu erreichen. Als ich zurückrief, stellte sich heraus, dass es sich um die FasTrak-Gebühr handelte, die vorher schon ein paar Mal anstandslos durchgegangen war. Nachdem ich die Rechtmäßigkeit der Abbuchung bestätigt hatte, fragte die Dame noch, was denn FasTrak überhaupt sei. "Sie sind wohl noch nicht lange hier", hätte ich beinahe gesagt, hab's mir dann aber doch verkniffen.

2005-01-27

Bürokratie

Am 15. Januar schickte die US Einwanderungsbehörde einen Brief an Jewgeni Kniazev (47) in Brooklyn, New York. Der Brief informierte Kniazev, einen Einwanderer aus Sibirien, dass er die ständige Aufenthaltserlaubnis gewährt bekommen hatte.

Aber Jewgeni Kniazev konnte sich darüber nicht freuen, denn er war am 11. September 2001 Mitarbeiter des Restaurants "Windows on the World" im 107. Stockwerk des Nordturms des World Trade Centers und kam bei den Terroranschlägen ums Leben. Nunja, das ist erst dreieinhalb Jahre her. Wie soll die Einwanderungsbehörde das auch schon wissen?

Jewgenis Fall ist sicher einer von besonders tragischer Ironie, aber in gewisser Weise auch symptomatisch für ein ganz allgemeines Problem: bei den gegenwärtig üblichen Bearbeitungszeiten für Visa-Anträge in den USA muss man einfach mit der Möglichkeit rechnen, dass einem am Tag des Bescheids bereits Moos aus dem Nasenloch wächst.

2005-01-26

Lost in Translation

Heute den Tag erkältet im Bett verbracht. Abends dann zum DVD-Ständer. Ohne mir dessen bewußt zu sein, fiel meine Wahl auf den Film, den ich gestern am Ende des Blogs erwähnte: "Lost in Translation". Auch beim dritten Ansehen noch großartig!

Trivia: der Film, den Charlotte und Bob gemeinsam im Fernsehen sehen, ist Fellinis "La Dolce Vita".

Auch wenn das natürlich berechtigterweise überhaupt kein Schwein interessiert, sei mir gestattet zu erwähnen, dass "La Dolce Vita" wegen der alphabetischen Ordnung in meinem DVD-Ständer direkt über "Lost in Translation" liegt. Zufall? Fügung? Karma? Eierkuchen?

So, das reicht jetzt aber für heute. Sonst denkt gleich noch jemand ich liege schon im Fieberwahn.

2005-01-25

Kampffische

S. meinte ich solle heute kein Blog mehr schreiben und lieber schlafen gehen und meine Erkältung auskurieren. Sie hat ja recht, also werde ich mich kurz fassen. Mein Schädel brummt doch gewaltig.

Heute abend habe ich das erste mal seit 20 Jahren einen meiner Lieblingsfilme wiedergesehen: "Rumble Fish" (zu Deutsch "Kampffische"), von Francis Ford Coppola aus dem Jahr 1983. Ich werde jetzt nicht schreiben dass Filme damals besser waren, dass es damals mehr Kunst und weniger Popcorn gab als heute, denn das ist nicht wahr. Kino dieser Klasse hatte auch damals Seltenheitswert.

Trivia: Sofia Coppola, damals 12 und heute selber erfolgreiche Filmregisseurin, Drehbuchautorin und Produzentin ("Lost in Translation"), spielt im Film Pattys kleine Schwester.

So, und jetzt geht's ab in die Heia...

2005-01-24

Der Sturz des Tyrannen

Da Henryk M. Broder und Claus Christian Malzahn nicht für einen Mangel an Intelligenz bekannt sind, kann man nur annehmen dass sie sich dumm stellen, wenn sie im Spiegel Online scheinheilig fragen, was an diesem Satz falsch ist: "Die wahre Hoffnung für den Frieden in der Welt ist die Verbreitung der Freiheit überall in der Welt." An dem Satz an sich ist natürlich garnichts falsch, es ist aber eben doch nicht ganz unwichtig, wer ihn gerade zum Besten gibt. Falls die Vergangenheit zu Zweifeln an Lauterkeit und Motiven dieser Person berechtigt, gibt es zumindest Klärungsbedarf, denn es wäre nicht das erste Mal, dass hehre Worte als politische Nebelkerzen herhalten müssen. Das mit dem Schutz der Welt vor Massenvernichtungswaffen klang ja auch mal halbwegs plausibel. Auch wäre zu fragen, was mit "Verbreitung" gemeint ist und wie diese geschehen soll. Es ist ja denkbar, dass zum endgültigen Sieg der Freiheit erst mal noch ein bisschen Krieg gespielt werden muss. Alles nur für den guten Zweck natürlich.

"Der Sturz eines Tyrannen kann kein Fehler sein", ist der schon fast trotzige Schluß der Autoren. Das ist so knackig wie in seiner behaupteten Absolutheit fragwürdig, denn zumindest die im Rahmen der Kampfhandlungen und von Attentaten abgemurksten Iraker und die inzwischen über 1300 toten amerikanischen Soldaten werden das anders sehen. Für sich betrachtet ist die Entmachtung eines Tyrannen eine famose Sache, aber alles hat eben seinen Preis, und wie hoch der Blutzoll erst noch werden wird, bis der Irak wirklich friedlich, frei und demokratisch ist, weiß bis heute niemand, auch die Herren Broder und Malzahn nicht.

2005-01-23

Kann man, muss man aber nicht

Heute stand ein geführter Stadtrundgang in San Francisco auf dem Programm, Thema viktorianische Häuser in Pacific Heights. Ich habe dabei einiges gelernt, auch vieles, das ich eigentlich garnicht wissen wollte. So weiß ich jetzt wo Danielle Steel wohnt. Ich finde, Leute mit so schlechtem Geschmack sollten nicht in so schönen Villen wohnen.

In eines der Häuser, das sich im Vergleich zu dem von Danielle allerdings mickerig ausmachte, konnten wir hinein, da es wegen anstehenden Verkaufs zur Besichtigung freigegeben war. Ursprünglich sicher schön, ist es heute in sehr bedauernswertem Zustand. Dennoch soll der Preis 1,7 Millionen Dollar betragen, und um es wieder herzurichten wird sicher eine weitere Million fällig.

Danach sind A. und ich noch zu E. nach Laurel Heights zum bodenständigeren Teil des heutigen Kulturprograms, "trivialer" will ich nicht sagen, siehe Danielle Steel oben: I, Robot mit Will Smith auf Pay-per-View. Kann man gucken, muss man aber nicht (*** von *****).

2005-01-22

Megans Gesetz

Megans Gesetz ist benannt nach einem siebenjährigen Mädchen namens Megan, das im Juli 1994 in New Jersey in ein Nachbarhaus gelockt, dort vergewaltigt und ermordet wurde. Der Täter war ein zuvor verurteilter Sexualverbrecher.

Um solche Taten künftig zu erschweren, wurde Megans Gesetz beschlossen, nach dem Sexualverbrecher, die als potentielle Gefahr für Ihre Umgebung identifiziert wurden, mit Namen, Bild und Adresse an den öffentlichen Pranger gestellt werden müssen. In Zeiten des Internet gibt es dafür natürlich eine Website, auf der jeder der Zeit und Muße hat binnen weniger Minuten herausfinden kann, wie solche Typen aussehen, wo genau sie sich herumtreiben und was sie auf der Kerbe haben. Das mögen nun auch diejenigen tun wollen, die befürchten einem der Abgebildeten in ihrer Nähe entfernt ähnlich zu sehen. Das scheint angesichts der Dichte der in Ballungsräumen wie der San Francisco Bay Area markierten Adressen wahrscheinlicher zu sein, als man hoffen möchte.

2005-01-21

Live ist besser

Es ist ja inzwischen ein Gemeinplatz, daß das Fernsehprogramm zur selbstreferenziellen, voll konfektionierten, kontrollierten und kommerzialisierten Ware verkommen ist. Hier in den USA wird konsequenterweise kaum noch irgendetwas live ausgestrahlt, zumal die Fernsehanstalten Gefahr laufen, sich teure Bußgelder einzuhandeln, falls etwas unvorhergesehenes passiert. So geschehen letztes Jahr nach Janet Jackson's Garderoben-Fehlfunktion, ein Vorfall, der CBS über eine halbe Million Dollar kostete.

Gelegentlich gibt es also noch Überraschungen, so wie vorgestern nachmittag auf Fox-News, als Judy Bachrach von der Zeitschrift Vanity Fair es wagte über den angesichts des Krieges ihrer Meinung nach unangemessenen Pomp bei der Amtseinführung des Präsidenten herzuziehen, während die Nachrichtensprecherin den üblichen, belanglosen Plausch über Mode und Klatsch führen wollte. Der kurzweilige Schlagabtausch endete mit der für Nachrichtensendungen eher unüblichen Verabschiedung: "Ich denke, wir haben Ihnen mehr Zeit als nötig gegeben, um Ihre Sicht der Dinge darzulegen."

Der Video-Clip ist hier, eine deutsche Übersetzung hier. Ja, so macht Fernsehen wieder Spaß!

2005-01-20

Hätten Sie investiert?

Geldanlagen sind kompliziert. Entweder sind sie riskant, und nach dem nächsten Börsencrash ist man ein armer Schlucker, oder sie sind sicher wie der sprichwörtliche Sparstrumpf, doch das einzige was wirklich sicher ist, ist dass die Inflation den Geltwert allmählich auffrisst. Im Nachhinein ist man immer schlauer und weiß, was man mit den hart verdienten Kröten hätte anfangen sollen, und immer hat man genau das natürlich nicht getan. Wie hätte man auch ahnen können, dass es damals eine gute Idee gewesen wäre in diese Truppe zu investieren? Wenn man sich den armseligen Haufen anschaut, denkt man eher an ein Jahrestreffen anonymer Esoteriker als an die Keimzelle eines Multi-Milliarden Dollar Konzerns. Jede dieser Schnarchtassen ist heute Millionen von Dollar schwer, einige ein vielfaches davon, und der schmächtige Jüngling unten links ist heute gar reichster Mann der Welt.

Hier in Silicon Valley findet man nicht viele Freunde dieser Firma. Die hiesigen Ikonen des Techno-Kapitalismus sind eher solche Firmen, die hier Ihren Hauptsitz haben, wie zum Beispiel Yahoo, Apple, Google, Ebay, Hewlett-Packard, Sun Microsystems, Oracle, Intel, AMD und viele andere. Auch in die hätte man frühzeitig investieren (bei einigen allerdings auch ebenso frühzeitig wieder aussteigen) sollen. Hätte, hätte...

2005-01-19

Der (Mos-)hammer!

Entgegen allen Vorurteilen über die amerikanische Medienlandschaft wird man auf KQED, der lokalen Public Radio Station, vorzüglich über das Weltgeschehen informiert. In einer Live-Übertragung gab dort gestern morgen Condoleezza Rice bei der Senatsanhörung zu ihrer Amtseinführung als Außenministerin zum Besten, sie hielte den asiatischen Tsunami für eine "wunderbare Gelegenheit". Na, das fängt ja gut an. Wenigstens das erste Fettnäpfchen hätte sie doch auslassen können.

An Peinlichkeit ist das schon kaum zu übertreffen, aber die Bildzeitung schafft es immer wieder doch noch. Und so fragt man sich als geneigter Leser, welche Drogen man eigentlich genommen haben muss, um in aller Öffentlichkeit einen so unglaublichen Schwachsinn zu verzapfen.

2005-01-18

Offenbar bist Du kein Golfer

Einer der liebsten Zeitvertreibe der Amerikaner ist Bowling. Im Unterschied zum Kegeln sind die Bahnen eben und nicht gefurcht, die Kugeln sind größer und schwerer und sie haben drei Löcher, je eins für Daumen, Mittel- und Ringfinger. Die maximal mögliche Punktzahl liegt in für mich unerreichbarer Ferne bei 300. Die gibt's fuer 12 Strikes nacheinander, das heißt ich müsste zwölf Mal alle zehn Pins auf einmal umhauen. Nunja, vielleicht im nächsten Leben, in diesem jedenfalls sind Gutterballs deutlich wahrscheinlicher. Da ist es kein Trost, dass auch Jeff Bridges offenbar des Bowlens unkundig ist, oder wie sonst ließe sich erklären, dass er in The Big Lebowski die Kugel allenfalls mal mehr oder weniger dekorativ in die Kamera hält? Egal, eine Klasse für sich ist der Film natürlich trotzdem.

Die Überschrift dieses Blog-Eintrags ist übrigens die Übersetzung eines Zitats aus der saukomischen Anfangssequenz dieses Films.

2005-01-17

Tic-Tac Lime

Ich hätte nicht gedacht, dass ein so mieses Produkt es je auf den Markt schaffen wuerde. Hatten die Geschmackstester da gerade mal Urlaub? Wem sich da nicht die Zehnägel aufrollen, merkt garnichts mehr. Das Zeug ist allenfalls als Unkrautvernichter verwertbar.