2005-02-26

Schleichwerbung

Gestern abend habe ich mit S. nach langer Zeit wieder Frühstück bei Tiffany von 1961 gesehen. Für die damalige Zeit war es ein gewagter Film, auch wenn der Bezug zur Prostitution zeitgemäß verschleiert wurde. Angeblich war Marilyn Monroe ursprünglich für die Rolle Audrey Hepburns vorgesehen, aber die lehnte auf Anraten eines Beraters ab, der meinte, eine Prostituierte zu spielen sei nicht gut für ihr Image. Tja, Pech gehabt.

Als Geburtsstunde von Schleichwerbung (neudeutsch Product Placement) im Film gilt heute Steven Spielbergs E.T. von 1982, in dem Süssigkeiten der Firma Hershey's dazu benutzt werden, den Außerirdischen in ein Haus zu locken. Dass das der Anfang dieser Form von Werbung war, ist jedoch ein Mythos. Es kann durchaus sein, daß die Produktionsfirma von Frühstück bei Tiffany keinen geldwerten Vorteil hatte durch die Platzierung der Marken Tiffany und Crackerjack, womit ein wichtiges Kriterium für Schleichwerbung nicht erfüllt wäre. Belegt ist jedoch, dass schon in den frühen 40ern des vergangenen Jahrhunderts die Firma De Beers Drehbuchschreiber in Hollywood mit finanziellen Argumenten dazu bewegte, Szenen mit Diamanten prominent in Filmen zu platzieren.

Ich habe leider keinerlei geldwerten Vorteil von jedweder Marken-Nennung in diesem Blog. Schade eigentlich.

2005-02-22

Risiko

Ohne Moos nix los. Das gilt in Silicon Valley genauso wie anderswo. Hier gibt's eine ganze Menge davon, was sich besonders bei der Finanzierung von Unternehmensgründungen zeigt, wie diese Aufstellung eindrucksvoll belegt. Während in Deutschland Neugründungen meist über Banken oder staatlich bezuschusste Modelle finanziert werden, läuft hier das meiste über private Risiko-Kapitalanleger. Der Selektionsdruck, den diese auf die jungen Unternehmen ausüben, ist allerdings gnadenlos, und was als Geschäftsmodell nicht funktioniert wird rasch und im wahrsten Sinne des Wortes ohne Rücksicht auf Verluste aussortiert. Während in Deutschland jedoch das Scheitern bei der Unternehmungsgründung oft mit dem Stigma des Versagens belegt ist, herrscht hier eher die Einstellung "wer niemals gescheitert ist, hat es wahrscheinlich nur noch nie probiert." Die Geldgeber verlassen sich darauf, dass ein einziger Volltreffer wie in jüngster Vergangenheit mit Google, Yahoo oder Ebay die vielen kleine Totalverluste mehr als nur aufwiegt.

2005-02-20

Bill Gates, Ex-Kommunist

"Wenn Leute gewusst hätten an Patente zu kommen, als die meisten der heutigen Ideen erfunden wurden, wäre die Industrie inzwischen zum völligen Stillstand gekommen."
Bill Gates, 1991, zitiert in Fred Warshofskys The Patent Wars, Seite 170-171 (Wiley 1994)

Es gibt [heute] mehr Weltwirtschaften, die an geistiges Eigentum glauben. Es gibt weniger Kommunisten in der Welt als früher. Es gibt ein neue moderne Art von Kommunisten, die Anreize für Musiker, Filme-Macher und Software-Hersteller abschaffen wollen.
Bill Gates, 2005 auf die Frage woran es liegt, dass Reformen des Patentrechtes und des Rechtes auf geistiges Eigentums zunehmend Befürworter finden.

2005-02-19

Es regnet nie in Süd-Kalifornien

Eintagsfliegen gibt es viele in der Pop-Geschichte. Eine davon ist Albert Hammond, der die Welt 1972 mit dem Riesen-Hit It never rains in Southern California beglückte. Das Thema soll hier aber nicht eingängiges Pop-Gedudel sein, sondern der Titel dieses Liedes. Leute die ihn leuchtenden Auges zitieren, wenn man erzählt man lebe in der San Francisco Bay Area, zeigen sich einerseits als Kenner seichter Unterhaltung, geben andererseits jedoch gravierende Wissenslücken in Geographie und Meteorologie zu erkennen: San Francisco liegt nicht in Süd-, sondern in Nord-Kalifornien, und es regnet dort sehr wohl, zur Zeit sogar eine ganze Menge. Des weiteren liesse sich Gutgläubigkeit diagnostizieren, denn dass es dort nie regnet, stimmt nicht einmal für Südkalifornien - nicht im allgemeinen, und in den letzten Wochen erstrecht nicht.

Albert Hammond sei jedoch verziehen. Er ist Engländer.

2005-02-16

Nachträge

Heute gibt's Nachträge zu den Blogs "Herz-Hügel" und "Kann man, muss man aber nicht" , und zwar in der Form von Bildern, nämlich hier und hier.

2005-02-15

Valentinstag

Am gestrigen Valentinstag waren S. und ich zum Abendessen im "La Pastaia" in San Jose. Wie in fast allen besseren Restaurants der Gegend war für diesen Abend eine Tischreservierung dringend angeraten, und ich hatte aus dem Fehler des letzten Jahres gelernt, als wir am Valentinstag nirgendwo in Pismo Beach mehr einen Tisch bekamen und letztendlich am späteren Abend als einzige Gäste bei Carl's Junior landeten. Nicht so diesmal. Die Reservierung hatte ich, wie es sich für Silicon Valley gehört, online bei OpenTable.com gemacht. Dass ich ziemlich auf dem letzten Tropfen Benzin am Restaurant ankam, sei nur am Rande erwähnt. No Risk, no fun, wie man hier so schön sagt.

An Zweiertischchen saßen sie wie die Hühner auf der Stange, die jungen und nicht mehr ganz so jungen Mädels mit dem Rücken zur Wand, die Jungs ihnen gegenüber mit dem Rücken zum Gang. Knigge hätte seine helle Freude gehabt und so reihten wir uns brav ein. Es gab nicht viel zu wählen. Das "La Pastaia" hatte die sonst übliche Speisekarte anlässlich dieses Abends zu einem einzigen Menü Prix Fixe eingedampft. Die Bedienung schlug vor, gleich zu Beginn unsere Bestellung für alle Gänge aufzunehmen, damit sie uns fürderhin nicht mehr stören müsse. So zumindest ihre Begründung. In Wirklichkeit hatte sie dadurch den Großteil ihrer Arbeit mit unserem Tisch in einem Abwasch erledigt. Ein "Happy Valentines Day" brachte sie auch nicht über die Lippen. Merke: entgegen weit verbreiteter Gerüchte ist der Service in den USA nicht überall besser als in Deutschland.

Davon haben wir uns den Abend aber nicht verderben lassen. Die Austern waren gut, der Schwertfisch ziemlich essbar, der Schokoladenkuchen eine gar köstliche Kalorienbombe und auf dem Rückweg fand S. sofort eine Tankstelle - kurzum, ein gelungener Abend, auch ohne Carl's Junior.

PS: S. sagt ihre Riesengarnelen waren "köstlich" und das Pistazieneis eine "erfrischende Gaumenfreude".

2005-02-12

Abstinenz

"Der Spiegel" ist auch nicht mehr das, was er mal war. So tut er sich immer häufiger durch eine Art von schluderigem Boulevard-Journalismus hervor, die man sonst eher von einschlägigen Publikationen der Brust- und Po-Fraktion erwartet. So las man dort heute die knackige Überschrift: "Keuschheitskurs weckt Lust auf Sex" und sah eine Untersuchung der Texas A&M University zitiert, nach der 23 Prozent der 13- bis 14-jährigen Mädchen vor dem Abstinenzprogramm der US-Regierung Sex hatten, anschließend jedoch 29 Prozent. Bei den Jungs sei der Trend "noch eindeutiger".

Aus verlässlicherer Quelle erfährt man jedoch, dass der vom Spiegel zitierte Buzz Pruitt (wer heißt denn so??) durchaus nicht den Schluss zog, den der Spiegel suggeriert:
Er fügt hinzu, die Tatsache dass die Jugendlichen nach dem Programm sexuell aktiver waren als vorher könne nicht dem Programm zugeschrieben werden. "Sie sind eben älter geworden".

Schlechter Journalismus hin oder her - was bleibt ist dies: das von der US-Regierung aufgelegte, dutzende von Millionen Dollar teure Programm "Just say No", das Schwangerschaften von Minderjährigen allein durch den Aufruf zur Abstinenz zu reduzieren sucht und Informationen zur Empfängnisverhütung komplett ausklammert, ist (Überraschung!) weitgehend wirkungslos. Wenn basierend auf Untersuchungen wie der an der Texas A&M University auch der Unterstützung von Promiskuität eher unverdächtige Organisationen den Aufruf zur Abschaffung des Programmes unterzeichnen, sollte das selbst diesem für seine Beratungsresistenz bekannten Präsidenten zu denken geben.

Allzu große Hoffnungen habe ich nicht.

2005-02-09

Tolle Frisur

Gewisse Dinge schreibt man wohl besser nicht in ein Blog. Firmengeheimisse zum Beispiel, oder das, was Firmen dafür halten. Ellen Simonetti, alias Queen of the Sky, ist angeblich wegen dieser Bilder von Delta Airlines rausgeschmissen worden. Das jüngste Opfer scheint Mark Jen, nunmehr ehemaliger Mitarbeiter von Google, zu sein, weil er angeblich finanzielle Daten seiner Firma per Blog zum Besten gab.

Für beide kann man Sympathie oder zumindest Mitleid haben. Jessica Cutler, alias Washingtonienne, dagegen bedauere ich nicht dafür, dass sie wegen ihrer Washingtoner Polit-Sex-Geschichten achtkantig hinausflog. Für mich kommt sie hier und hier als das rüber, was man auf gut Deutsch eine Schlampe nennt. Die Begründung für den Rausschmiss ist allerdings dennoch interessant: sie flog, weil sie "Arbeitsmittel und -zeit nutzte um unangemessenes und anstößiges Material in einem Internet Web Log zu veröffentlichen". Da drängt sich die Frage auf, ob sie auch geflogen wäre, wenn sie diese Steuergelder für weniger schlüpfriges Material verschwendet hätte.

Sei's drum - dass es ein unzüchtiges Blog war, über das Carly Fiorina heute bei Hewlett-Packard stolperte, lässt sich wohl ausschliessen. Eines ist aber sicher - es wird lange dauern bis HP wieder einen Chef bekommt, dessen Frisur jederzeit so tadellos sitzt. Wahrscheinlicher ist wohl, dass vorher HP als zusammenhängendes Unternehmen aufhört zu existieren.

2005-02-06

Herz-Hügel

Heute morgen um 9 ging's los in Richtung Mill Valley. Eduardo hatte für die Bay Area Friends of Europe Liste eine Wanderung entlang des Dipsea-Wanderwegs organisiert. In Mill Valley fuhren wir mit der Hälfte der Autos nach Stinson Beach, um von dort aus die 7,1 Meilen (11.4 km) zurück nach Mill Valley zu wandern. Das Höhenprofil der Wanderung hat es in sich und der Cardiac Hill, zu Deutsch "Herz-Hügel", seinen Namen nicht zu unrecht. Meines hatte jedenfalls kräftig zu pumpen um da hinaufzukommen. Es lohnte sich aber allemal, denn die Aussichten entlang des Weges sind umwerfend und das Wetter war ideal. Auf dem Rückweg mit dem Auto nach Stinson Beach machte ich noch einen Umweg über den Mt. Tamalpais Park, von wo aus der Blick auch nicht gerade übel ist.

Zum Abendessen hatte Lily zehn ihrer Freunde, darunter S. und mich, zum traditionellen chinesischen Neujahrs-Essen ins Mayflower nach San Francisco eingeladen. 10 Gänge-Menü mit Kohlenhydraten bis zum Abwinken! Nach dem anstrengenden Tag war das aber auch genau das Richtige.

2005-02-05

Sternchen

Diese Party fing mit 22 Uhr zu einer Zeit an, zu der die meisten hier in der Gegend schon wieder vorbei sind. Der Grund war, dass sie in einem Restaurant in Los Altos stattfand (Estrellita, Spanisch für "Sternchen"), das bis zu dieser Zeit noch regulären Betrieb hat. So um halb vier morgens waren S. und ich wieder zurück. Die Musik war famos und die Menge tanzwütig. Happy Birthday Kostas, Tonya, Marusa, Cecile, Phil und Suzan!

2005-02-03

Weizen

Gorden Biersch ist eine populäre Kneipe mit eigener Micro-Brewery (Kleinbrauerei) in der Innenstadt von Palo Alto, die sich auf deutsche Biere spezialisiert. Jeden Donnerstag treffe ich mich dort mit Freunden, die meisten davon aus Europa. Ich mag das Bier dort eigentlich nicht besonders. Das Pilsener ist besonders enttäuschend. Seit kurzem gibt es aber wieder Hefeweizen und das ist durchaus trinkbar, wenn auch natürlich nicht so gut wie Franziskaner, das es in der Nähe bei Rudy's vom Fass gibt.

S. möchte dass ich jetzt aufhöre und den Laptop weglege, daher fasse ich mich kurz.

2005-02-02

Seitwärts

Ich sehe gerade im Spiegel Online, dass "Sideways" nun auch in Deutschland in den Kinos anläuft. Der Film hat mir sehr gut gefallen. Ein Grund dafür ist sicherlich, dass S. und ich im letzten Jahr gleich zweimal im Weinanbaugebiet Südkaliforniens zum Kurzurlaub waren und mir daher einiges im Film bekannt vorkam, so unter anderem die Ortschaften Buellton (gute Erbsensuppe) und Solvang (Klein-Dänemark). Ganz in der Nähe in Santa Maria läuft übrigens gerade der Prozess gegen Michael Jackson an, aber das ist eine andere Geschichte.

"Sideways" ist für 5 Oscars nominiert, darunter unter anderem für "bester Film" und "beste Regie".

2005-02-01

Ein Dollar, Sechsundachtzig

Letzte Woche hatte ich berichtet, dass meine Bank den Verdacht auf einen Betrugsversuch mit meiner Kreditkartennummer hatte. Obwohl ich bestätigt hatte, dass die FasTrak-Belastung rechtens war, funktioniert nun plötzlich meine Kreditkarte nicht mehr. Die Bank ist davon überzeugt, dass ein Betrugsversuch vorlag, wenn auch mit einem anderen Posten. Unentdeckt hätte sich der Schaden auf sage und schreibe 1,86$ belaufen. Die Bank sagt, dass die Betrüger oft mit kleinen, unauffälligen Beträgen antesten, ob die Nummer was hergibt. Das will mir nicht so ganz einleuchten, aber sei's drum - die alte Karte war eh schon reichlich abgewetzt.